Kermit (BRD)
Matchbox mit Figur der Fernsehserie "Muppet Show", 1979

„Für Kinder ist nur das Beste gut genug“
(Firmenmaxime von Steiff)

Vor mir, auf meinem Schreibtisch, ist mein kleiner Steifftierzoo aufgebaut. Alle Tiere haben mittlerweile eine leichte Behinderung: einigen fehlt das Schnäuzchen, anderen eines ihrer Augen, oder auch beide; aber eines ist ihnen gemeinsam: sie alle sind von meinem Großvater.
Mein Großvater war in den 50er und 60er Jahren, als ich geboren wurde und heranwuchs, selbstständiger Schneider in Hamburg. Wenn es ihm seine Arbeit erlaubte, kam er uns am Wochenende besuchen, und sehr oft zauberte er dann eines dieser wunderbaren Steiffgeschöpfe aus seiner Reisetasche. Meine Mutter sträubte sich dann immer ein wenig und sagte, er solle doch nicht so viel Geld für meine Spielsachen ausgeben. Doch sein Standpunkt war: Für meine Enkelin ist nur das Beste gut genug.

Im 1. Weltkrieg wurde meinem Großvater ein Teil seines Beines weggeschossen und so humpelte er, trotz seines harten Schicksals, mit seiner Prothese wohlgemut durchs sich immer noch aufbauende, in die Wirtschaftswunderjahre kommende Nachkriegsdeutschland. Für mich als Kind war er ein großer, eleganter, gutaussehender Mann mit schlohweißem Haar; und eine Wonne war es, wenn ich auf seinen Knien sitzen konnte und er mit mir spielte.
Jedesmal, wenn ich heute in die Abteilung von Steiff in einem großen Kaufhaus oder in ein Steiffgeschäft gehe, um Geschenke für die Kinder von Freunden zu kaufen, erinnere ich mich unwillkürlich an meinen Großvater und an meine Kindheit.
Der berühmte Knopf im Ohr ziert kaum noch eins meiner Tiere, denn damals schon mußte ich jedes Tier von diesem Werbezeichen befreien; sehr zum Ärger meiner Mutter, die dachte, man könne das wahre Steifftier eben nur an diesem Knopf erkennen.

Dieser „Knopf im Ohr“ hat die Marke Steiff so berühmt und unverwechselbar gemacht. Nachdem die, mit 1 _ Jahren an Kinderlähmung erkrankte Margarete Steiff 1880 ihren ersten Elefanten als Nadelkissen fertigte, stellte sich bald heraus, daß er von den Kindern gern als Spielzeug umfunktioniert wurde. 1886 wurden dann schon über 5000 Elefanten verkauft und auch andere Tiere ergänzten mittlerweile das Verkaufssortiment. 1903 wurde auf der Leipziger Messe der erste zottelige Teddy präsentiert, der einen wahren Boom auslöste: im selben Jahren wurden schon 12.000 Bären verkauft. Um die Tiere originär zu machen, wurde ihnen ein Metallknopf im Ohr befestigt, auf dem ein Elefant eingeprägt war, der erst später durch den uns heute bekannten Steiff-Schriftzug ersetzt wurde.

1951 erschien der Mecki, den Volker Weinhold in dieser Ausstellung so liebevoll in Szene gesetzt hat, auf dem Markt. Die Figur wurde von Diehl-Film erdacht und zum Leben erweckt, und die Firma Steiff konnte die Lizenz zur Herstellung dieser Igel-Figur erwerben. Nun zogen „Zotty“ der Bär und „Mecki“ der Igel in die Welt hinaus. Die beiden wurden zu den berühmtesten Steiffrepräsentanten.
Ich besaß leider weder einen Bären, noch einen Igel – aber einen wunderbaren Affen, der zu meinem absoluten Lieblingsspielzeug avancierte. Vor einigen Jahren fand ich ihn auf dem Dachboden meiner Eltern, mit halb abgefallenem Kopf, sein Schwanz baumelte nur noch an einem Faden... kurzum: er sah erbärmlich aus. Meine Mutter nahm sich seiner an und nun hat er seinen Platz bei den anderen Steifftieren in einer kleinen Truhe. Ab und zu befreie ich sie aus ihrem Käfig und lasse ihnen einen Moment ihre Freiheit, meistens, wenn ich an meinen Großvater denke.

Anette Schwohl




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